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Die Aktienmärkte konnten sich nach der Brexit Entscheidung erstaunlich positiv entwickeln. Die Mehrheit der Aktienmärkte notiert heute sogar deutlich höher als vor dem Referendum. Diese Entwicklung ist in erster Linie den Notenbanken zu verdanken, denn sie waren es, die durch ihre geldpolitischen Maßnahmen, die Märkte stabilisiert haben und bis heute stimulieren. Doch trotz der extrem lockeren Geldpolitik der letzten Jahre bleibt die wirtschaftliche Entwicklung fragil und ohne nachhaltig positive Dynamik. Mittlerweile handeln Staatsanleihen im Gegenwert von rund 8 Billionen USD mit negativer Rendite und Notenbanken haben weltweit Wertpapiere im Wert von rund 25 Billionen USD aufgekauft (diese Summe ist größer als das Bruttoinlandsprodukt der USA und Japan zusammen). Und dennoch stagnieren die Inflationsraten nachhaltig unterhalb der offiziellen Ziele der meisten Notenbanken.
Marktentwicklung seit dem Brexit Votum
Investitionen, nein danke!
Die weitreichenden geldpolitischen Maßnahmen vermochten es die Finanzmärkte zu stimulieren, verfehlen jedoch bislang das Ziel, die Realwirtschaft zu beflügeln. Viele Unternehmen halten sich aufgrund einer weit verbreiteten Unsicherheit mit Investitionen zurück und kaufen, anstatt zu investieren, eigene Aktien zurück. Viele Ökonomen sehen die Niedrigzinspolitik mittlerweile zunehmend kritisch und fordern eine schrittweise Normalisierung der Geldpolitik.
Die Theorie, dass fallende Zinsen zu gesteigerten Investitionen führen, scheint im heutigen Marktumfeld nicht zu greifen. Es sieht so aus, als würde die Erwartung eines langfristig niedrigen Zinsumfelds und potentiell weiter fallenden Zinsen zu einer abwartenden Haltung führen, statt zu Investitionen oder Ausgaben zu animieren.
In diesem Umfeld werden vielerorts die Forderungen nach fiskal finanzierten Investitionsprogrammen immer lauter. Diese sollen es ermöglichen, die Unsicherheit zu zerstreuen und Unternehmen und Haushalte zu höheren Ausgaben zu bewegen. In der Tat würden es die derzeitigen Niedrigzinsen den meisten Staaten erlauben, zu sehr günstigen Konditionen die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Landes zu steigern. Zu diesem Zweck könnte beispielsweise in Infrastruktur und Bildung investiert werden. Wir erwarten in den nächsten Monaten und Jahren eine immer größer werdende Anzahl von Staaten, die derartige Investitionsprogramme auflegen. Diese Maßnahmen dürften eine steigende wirtschaftliche Dynamik und höhere Inflationsraten erzeugen. Dies wird es den Notenbanken ermöglichen, langsam die Geldpolitik zu normalisieren. In der Folge sollte dies dann wiederum zu einer Zunahme von Investitionen des privaten Sektors führen, denn sobald in der Zukunft höhere Zinsen drohen, werden Unternehmen und Haushalte versuchen, die niedrigen Zinsen zu nutzen, um Finanzierungen mit günstigen Konditionen zu sichern.
US-Notenbank signalisiert Zinsanhebung
Die USA befinden sich wirtschaftlich in einer deutlich besseren Situation als beispielsweise Europa. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,9 Prozent und die Wirtschaft wächst konstant, zwar nicht so stark wie noch vor der Finanzkrise, doch sie wächst.
Daher ist ein Zinsniveau von aktuell 0,5 Prozent auch verhältnismäßig niedrig. Das Zinsniveau in den USA sollte unserer Meinung nach deutlich höher liegen. Doch die US-Notenbank hat einerseits den Zeitpunkt verpasst, um die Zinsen zu normalisieren und andererseits muss sie Rücksicht auf die Geldpolitik der anderen großen Währungsräume nehmen. Denn zu hohe Zinsen in den USA würden den US-Dollar stark steigen lassen und erhebliche Probleme im globalen Finanzsystem verursachen. Insofern ist die FED gezwungen, sehr langsam und schonend vorzugehen.
Auch wenn Janet Yellen im Rahmen des Symposiums in Jackson Hole eine Indikation für eine baldige Zinsanhebung gab, werden weitere Zinsschritte nur langsam folgen. In dieser Vorreiterstellung befindet sich die FED, da sie bereits sehr früh aggressiv die Zinsen gesenkt hat und mit quantitativer Lockerung begann. Die EZB und andere Notenbanken sind erst viel später in diese Geldpolitik eingestiegen und nun muss die FED auf die Nachzügler warten, um den Rückweg einzuschlagen.
Folgen für den Anleger
Das von uns skizierte Szenario bevorzugt insbesondere Aktien von Unternehmen aus zyklischen Sektoren oder andere Sachwerte. Anleihen könnten sich angesichts einer steigenden Inflation und einer Normalisierung der Geldpolitik schwer tun und Kursverluste erleiden. Doch das beschriebene Szenario ist, wie man beispielsweise anhand des Brexit feststellen kann, einer Vielzahl von Einflussfaktoren ausgesetzt. Das langsame oder nicht vorhandene Wirtschaftswachstum oder die in vielen Ländern noch immer hohe Arbeitslosigkeit stellen viele Demokratien vor große Herausforderungen. Zusätzlich belasten Themen wie Terrorismus und geopolitische Auseinandersetzungen das Marktgeschehen.
Auch wenn den verschiedenen Szenarien gewisse Wahrscheinlichkeiten zuordnen kann, bleibt die Zukunft natürlich ungewiss. Daher ist es wichtig, aktiv auf Veränderungen des Kapitalmarktumfeldes zu reagieren. Denn entgegen der Erfahrungen aus der Vergangenheit ist die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Vermögensstruktur und Kapitalanlage heute nicht mehr optional, um eine höhere Rendite zu erzielen. Eine langfristige Anlagestrategie mit entsprechendem Risikomanagement ist die Grundlage für den Vermögensaufbau und -erhalt.
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