Eingestellt am 7. Juli 2022 · Eingestellt in Alle Publikationen, Inflationscheck

Es klingt paradox, aber die aktuell hohen Inflationsraten und die erheblichen Kursverluste im laufenden Jahr sorgen bei festverzinslichen Wertpapieren für ein deutlich besseres Rendite-Risiko Verhältnis als in den letzten Jahren. Sollten Investoren dennoch mit Zukäufen warten?

Vermögensklassen im Inflationscheck

Der YPOS Inflationscheck zeigt deutlich gestiegene Renditen bei gleichzeitig historisch hohen Inflationsraten.

Der reale Kaufkrafterhalt erscheint mit Anleihen nicht realistisch. Daher dürfen die optisch höheren Renditen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein global investiertes und eine über unterschiedliche Vermögensklassen gestreutes Portfolio langfristig die höchste Wahrscheinlichkeit für den Erhalt der Kaufkraft bietet.

Inflation in Deutschland und der Eurozone

Nach Lesart des statistischen Bundesamtes sind die Konsumentenpreise in Deutschland im Juni 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,6 Prozent gestiegen. Im Vormonat waren es 7,9 Monat. Die für europäische Vergleichszwecke berechnete Inflationsrate (HVPI) beträgt 8,25 Prozent. Für die gesamte Eurozone beträgt der Anstieg der Verbraucherpreise 8,6 Prozent. Die Kerninflationsrate liegt bei 3,7 Prozent.

Die langfristige Inflationserwartung für fünf Jahre in fünf Jahren liegt bei knapp 2,02 Prozent und hat sich jüngst reduziert. Allgemein scheint die Angst vor weiter steigenden Inflationsraten der Furcht vor einer Rezession zu weichen. Ein Indikator für eine nachlassende Nachfrage könnte der massive Preisrückgang bei Rohstoffen sein.

Aufgrund der vielfältigen aktuellen volkswirtschaftlichen und politischen Sonderthemen bleibt die weitere Entwicklung schwer abschätzbar. Gleiches gilt für die Geldpolitik.

Anleihemärkte mit deutlichen Kursverlusten

Die Anleihemärkte haben ein historisch schwaches Halbjahr hinter sich. Spiegelbildlich zu den deutlichen Kursverlusten sind die Renditen erheblich angestiegen. Bei einem Index für Unternehmensanleihen mit Investmentgrade Rating haben sich die Renditen über 12 Monate nahezu versiebenfacht.

Der detailliertere Blick auf die Kreditrisikoprämien (Credit Spreads) unterschiedlicher Bonitäten wird im Zuge der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit sicherlich an Bedeutung gewinnen.

War es das mit dem Renditeanstieg?

Der Rückgang der Renditen von ausfallsicheren Bundesanleihen macht die steigende wirtschaftliche Verunsicherung sehr deutlich.

Rein optisch scheint der Trend steigender Renditen (erstmal?) beendet zu sein. Vielleicht pausiert er auch nur, da speziell Europa (Energieversorgung) unter den Sanktionen gegen Russland leidet und eine Lösung hier schnell zu einer besseren Stimmung führen würde.

Warten oder aktiv werden?

Anleger, die aus Kontoguthaben in Anleihen umschichten möchten, sind in einem gewissen Zwiespalt: Einerseits spricht die konjunkturelle Unsicherheit (Rezession) für eine abwartende Haltung, da steigende Kreditrisikoprämien (=Belastungsfaktor für Anleihekurse) zu erwarten sind. Andererseits sorgt die Unsicherheit für fallende Renditen von sicheren Staatsanleihen (positiv für die Anleihekurse). Diese gegenläufigen Effekte sind unmöglich genau zu „timen“.

Daher empfiehlt sich der schrittweise Einstieg über die nächsten Monate in die Unsicherheit hinein. Gerne unterstützen wir Sie bei der konkreten Umsetzung einer geeigneten Anlagestrategie.

Rechtliche Hinweise

Kapitalanlagen beinhalten Risiken. Der angelegte Kapitalwert sowie die daraus erzielte Kapitalrendite unterliegen Schwankungen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Es gibt keine Garantie dafür, dass Strategien erfolgreich sind.

Über den Autor

Magnus Lenz, Bankkaufmann, Bankfachwirt (IHK) und zertifizierter Vermögensberater (Frankfurt School of Finance & Management) ist ein erfahrener Wertpapier-, Kredit- und Vorsorgespezialist. 2009 gründete er die Lenz Financial Wealth Management GmbH mit dem Ziel, seinen Kunden eine individuelle und unabhängige Beratung bieten zu können.